Obwohl Harninkontinenz 13% aller Frauen, bei den über 60Jährigen sogar fast jede dritte Frau betrifft, wird viel zu wenig über dieses wichtige Thema gesprochen.
Warum nicht?
Viele Frauen sprechen es aus Scham nicht an.
Andere meinen, dass es sich um eine Alterserscheinung handelt, die man hinnehmen muss.
Oder das man selber Schuld ist, weil man das Beckenbodentraining nach einer Geburt vernachlässigt hat.
Auch die Ärztin/ der Arzt spricht dieses sensible Thema viel zu selten an.
Doch mit Harninkontinenz kommt es dann oft zu Einschränkungen im Alltag und im Sozialleben, was wiederum andere Erkrankungen wie Depressionen nach sich ziehen kann.
Außerdem können hinter dem Problem andere Erkrankungen stecken, die therapiert werden müssen.
Darum ist es wichtig, dass du dieses Tabuthema bei deiner Ärztin/deinem Arzt ansprichst!
Es gibt viele verschiedene Gründe für eine Harninkontinenz und so auch unterschiedliche Formen.
Hier sind einige der häufigsten Formen:
Belastungsinkontinenz: Diese Form tritt häufig auf und wird auch als Stressinkontinenz bezeichnet. Sie entsteht, wenn körperliche Belastung oder Anspannung dazu führen, dass der Urin nicht mehr gehalten werden kann. Typischerweise geschieht dies beim Lachen, Niesen, Husten, schnellen Laufen, Treppensteigen oder Springen. Übergewichtige Frauen und Frauen mit mehreren Geburten sind häufiger betroffen.
Dranginkontinenz: Diese Form ist auch als Urge-Inkontinenz oder Syndrom der überaktiven Blase bekannt. Sie zeichnet sich durch ungewöhnlich häufigen, plötzlichen und starken Harndrang aus, der nicht unterdrückt werden kann. Betroffene müssen ständig zur Toilette, schaffen es aber oft nicht mehr dorthin.
Mischinkontinenz: Diese Form ist eine Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz. Symptome beider Formen sind vorhanden, wobei meist eine Problematik stärker ausgeprägt ist. Bei Frauen ist die Mischinkontinenz die zweithäufigste Form der Erkrankung.
Überlaufinkontinenz: Hierbei handelt es sich um einen ungewollten Harnabgang aufgrund einer überdehnten Blase, die nicht mehr richtig entleert werden kann.
Extraurethrale Inkontinenz: Bei dieser Form gelangt der Urin nicht über die Harnröhre nach außen, sondern auf andere Wege.
Ein ausführliches Gespräch mit deiner Ärztin/deinem Arzt, ein spezieller Fragebogen und das Führen eines Blasentagebuches geben bereits wichtige Hinweise auf die Form und Ursache der Harninkontinenz.
Eine gynäkologische Untersuchung inkl. Restharnmessung kann dann oft schon zu einer Diagnose führen.
Wenn die Diagnose nicht eindeutig ist, es nach eingeleiteter Therapie zu keinem zufriedenstellendem Ergebnis kommt oder eine Operation geplant ist, ist eine spezielle Untersuchung, die sogenannte Urodynamik notwendig.
Je nach Form und Ausprägung gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten.
Was kannst du selber machen?
Eine Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr besonders von Koffeinhaltigen Getränken und eine Gewichtsreduktion bei Übergewicht sind empfehlenswert.
Bei einer Dranginkontinenz kann ein Blasentraining helfen. Dabei versucht man den Drang durch langsames Ausdehnen der Intervalle zwischen den einzelnen Toilettengängen zu kontrollieren.
Ein gezieltes Beckenbodentraining unter physiotherapeutischer Aufsicht kann vor allem bei Belastungsinkontinenz helfen.
Eine gute Versorgung mit Inkontinenzeinlagen und speziellen Inkontinenzunterwäschen ist auch sehr wichtig, diese kann vom Hausarzt verschrieben werden und wird teilweise von der Krankenkasse übernommen.
Wie kann dir deine Frauenärztin/Frauenarzt helfen?
Bei einem Blasenvorfall kann auch die Einlage vom speziellen Pessaren in die Scheide helfen, falls eine Operation nicht möglich ist.
Bist du in der Menopause können auch Östrogenhaltige Salben, die um die Harnröhrenöffnung am Scheideneingang aufgetragen werden helfen.
Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen oder auch parallel dazu können Medikamente eingesetzt werden, die den Harndrang und die Blasenaktivität reduzieren können.
Wenn das alles nichts hilft?
Bei einer überaktiven Blase wird auch die Injektion von Botulimuntoxin in die Blasenwand angewendet. Auch eine Neuromodulation mit speziellen Elektroden kann eingesetzt werden.
An operativem Maßnahmen kommen neben einer Scheidenraffung vorallem Bandeinlagen zum Einsatz.
Also wenn dich dieses Thema betrifft, mach dir gleich einen Termin bei deiner Frauenärztin/bei deinem Frauenarzt aus! Natürlich gerne auch bei mir!
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